Behandlung des Rachenkollapses

Was ist ein Rachenkollaps?

Ein Rachenkollaps ist eine Funktionsstörung des oberen Atemtrakts, bei der sich die Wände des Rachens während der Atmung teilweise oder vollständig zusammenziehen. Dadurch wird der Luftstrom behindert, besonders unter Belastung. Viele Pferde zeigen zunächst nur eine auffällige Atmung, entwickeln aber nach und nach deutliche Leistungsprobleme.

Einfach erklärt – der Gartenschlauch-Vergleich

Man kann den Rachen mit einem weichen Gartenschlauchvergleichen:

Wenn der Muskeltonus nachlässt – etwa beim Menschen im Schlaf oder beim Pferd unter Belastung durch Ermüdung der Haltemuskulatur – und gleichzeitig ein starker Unterdruck durch die forcierte Einatmung entsteht, verlieren die Rachenwände ihre Stabilität. Der Pharynx verhält sich dann wie ein weicher Gartenschlauch, der bei starkem Ansaugen zusammenklappt, weil der Wanddruck nicht mehr ausreicht, um ihn offen zu halten. Dieses Prinzip ist auch aus der Humanmedizin bei der obstruktiven Schlafapnoe bekannt.

Beim Pferd tritt dieser Mechanismus allerdings nicht in Ruhe auf wie beim Menschen, sondern unter körperlicher Belastung

Formen und Ursachen

Je nach Lokalisation unterscheidet man:

• Dorsaler Kollaps – das Rachendach fällt nachunten ein
• Lateraler Kollaps – die seitlichen Rachenwände nähern sich einander an
• Gemischter Kollaps – Kombination beider Formen

‍

Mögliche Ursachen:

• Muskuläre Schwäche oder Koordinationsstörungen, z. B. nach Infekten
• Verengungen oder Fehlentwicklungen im oberenAtemtrakt
• Luftsackerkrankungen oder Entzündungen
• Systemische Faktoren wie Allergien oder Asthma
• Fehlbelastung oder Trainingsdefizite, die dieStabilität der Rachenmuskulatur beeinflussen

Wann braucht mein Pferd eine Untersuchung?

• Leistungsabfall und Atemnot unter Belastung, v.a. beim Galopp oder Rennen
• Auffällige Atemgeräusche ohne eindeutigen Kehlkopfbefund
• Verdacht auf Kollaps bei Belastungsendoskopie
• Keine Besserung trotz optimierter Haltung, Training oder Atemwegsbehandlung
• Die Belastungsendoskopie ist der Goldstandard für die Diagnose, da die Problematik nur unter Bewegung sichtbar wird.

Therapie und mögliche Operationen

Der Rachenkollaps erfordert ein individuelles Behandlungskonzept. Zunächst stehen konservative Maßnahmen im Vordergrund:

• Optimierung der Atemwege (z. B. Behandlung von Entzündungen, Asthma, Luftsackerkrankungen)
• Training der Rachenmuskulatur durch gezieltes Intervalltraining
• Anpassung des Trainings (Vorwärts-Abwärts Reiten)

Bleibt die Problematik bestehen, können in ausgewählten Fällen chirurgische Eingriffe helfen:

• Thermoplastie zur Verstärkung der Rachenwände
• Entfernung von Luftsacksepten oder störendenStrukturen
• Ceratohyoidektomie zur Verbesserung der Beweglichkeit des Kehlkopfs

‍

Die meisten dieser Eingriffe erfolgen stehend, minimalinvasiv und endoskopisch.

Was bedeutet die Behandlung für mein Pferd?

Positive Effekte:

• Verbesserte Atemmechanik und Stabilität der oberen Atemwege
• Kombination aus gezieltem Training und ggf. OP kann sehr gute Ergebnisse bringen

Mögliche Risiken:

• Individueller Heilungsverlauf – kein„One-fits-all“-Eingriff
• Teilweise nur symptomatische Verbesserung, keinevollständige Heilung
• Erfordert konsequente Nachsorge undAtemwegsmanagement