Die Weidesaison ist für viele Pferdebesitzer und ihre Tiere die schönste Zeit des Jahres. Doch gerade für Pferde, die zur Hufrehe neigen, kann der Weidegang im Frühling und Sommer zur Gefahr werden. Hufrehe ist eine akute Erkrankung des Pferdes, die durch eine Entzündung der Huflederhaut ausgelöst wird und bei der es zu Schmerzen, Einschränkungen der Beweglichkeit und im schlimmsten Fall sogar zum Ausschuhen des Hufbeins kommen kann.
Die Hufrehe wird häufig durch eine Überfütterung mit energiereichem Futter, wie Gras oder Hafer, ausgelöst. Auch eine Stoffwechselstörung oder hormonelle Veränderungen können dazu beitragen. Die Weidesaison ist daher besonders riskant, da das Frühlingsgras sehr zuckerhaltig ist und die Pferde oft ungehemmt fressen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass das Anweiden schrittweise erfolgt und die Fressdauer kontrolliert wird. Auch die Tageszeit kann Einfluss auf die Nährstoffaufnahme haben, denn der Zuckergehalt im Gras schwankt im Tagesverlauf und steigt bei zunehmender Intensität der Sonneneinstrahlung. Der Nachmittag eignet sich besser für die Weidehaltung, da durch die morgendliche Sonneneinstrahlung kurzkettige Zucker gebildet werden, die für das Pferd direkt verfügbar sind und so unmittelbar ins Blut aufgenommen werden können. Nachmittags überwiegen die Speichervorgänge im Gras: Zucker liegen dann überwiegend in langen Ketten vor, die erst im Verdauungstrakt aufgespaltet werden müssen, bevor sie in die Blutbahn gelangen können.
Die Behandlung von Hufrehe erfordert eine enge Zusammenarbeit von Tierarzt, Hufschmied und Pferdebesitzer. Zunächst muss die Ursache der Erkrankung gefunden und entsprechend behandelt werden. Die Pferde sollten Diätfutter mit geringem Kohlenhydratgehalt erhalten und regelmäßig bewegt werden, um die Durchblutung der Hufe zu verbessern. Zudem sollte die Belastung des Tragrands unbedingt minimiert werden, indem die Sohle durch Verbände aufgepolstert wird und so den Tragevorgang unterstützt. Stetige Kühlung durch einen Angussverband, ein Wasserbad oder feuchte Torfeinstreu kann dabei helfen, den Huf runterzukühlen und die Schmerzen der Entzündung zu lindern. In schweren Fällen kann eine orthopädische Behandlung notwendig sein, um den Hufbeinträger zu stabilisieren.
Wenn sich die Hufrehe bemerkbar macht, ist die Entzündung leider oftmals bereits vorangeschritten. Erste Anzeichen, auf die geachtet werden sollte, sind eine erhöhte Huftemperatur, ein Pulsieren am Fesselkopf und als offensichtlichstes Merkmal die charakteristische Schonhaltung.
Insgesamt ist Hufrehe eine ernst zu nehmende Erkrankung bei Pferden, die bei Nichtbehandlung zu irreversiblen Schäden führen kann. Dipl.-ACVSMR/ECVSMR Dr. Jens Körner rät Pferdebesitzern daher, in der Weidesaison besonders achtsam zu sein, das Gangbild und die Hufe stetig zu kontrollieren sowie bei Verdacht regelmäßige Tierarzt- und Hufschmiedtermine zu vereinbaren. Nur so kann das Wohlbefinden der Pferde gewährleistet werden.
An Hufrehe erkrankter Pferdehuf – vorher (links), nachher (rechts)